Die Sauterelles Story

Ein neuer Drummer

Bei einer solcher Gelegenheit ergibt sich dann ein «fliegender Wechsel». Die Haus-Band im Casino in St.Moritz hat einen fantastischen Drummer, der sich dort unterfordert fühlt und mit den Sauterelles liebäugelt. Das Liebäugeln ist gegenseitig, denn der bisherige Sauterelles-Drummer zeigt sich, wegen zunehmendem Bier-Konsum, oftmals überfordert. Man findet in bestem gegenseitigem Einvernehmen die geniale Lösung: Otto Bumbacher wechselt zum Haus-Orchester und Peter Steffen zu Les Sauterelles.

Der Wirkungskreis der Band hat sich ausgeweitet. Sie spielen regelmässig im Tessin, wo sie unter anderem vor der Taverna in Ascona jeweils für ein Verkehrschaos sorgen. Die Autofahrer werden zum Anhalten gezwungen, denn die Zuschauer vor der Terrasse der Taverna stehen bis über die Kreuzung hinaus auf der Strasse und die Autofahrer in ihren Cabriolets wollen auch nicht mehr weiterfahren, sondern lieber zuhören. Nach Deutschschweiz und Tessin erfolgt dann auch ein erstes Engagement in der französischen Schweiz: ein ganzer Monat in Genf.

Erster Auftritt im Ausland und ein vorläufiges Ende

Und dann die grosse Chance. Zum ersten Mal ins Ausland, nach Deutschland, in den Beat-Club «Kaskade» in Köln. Voller Enthusiasmus fahren die Sauterelles im gemieteten VW-Bus in das damalige Beat-Mekka. Nach dem ersten Set nimmt der Club-Manager die Band zur Seite und sein Urteil ist vernichtend: «Den Shadows-Schrott brauchen wir hier nicht mehr! Was die Leute hören wollen sind Songs von den Stones, den Beatles etc.».

Das Monats-Engagement ist also geplatzt und irgendwie auch die Zukunfts-Seifenblase. Eine Denkpause ist angesagt, doch Drummer Peter Steffen will nicht abwarten. Er hat schon ein Angebot einer Jazzband und geht nach Holland auf Tournee.

Wie heisst es doch so schön: «Da waren es nur noch drei!», Vera Vescoli, Otto Richard und Toni Vescoli. Es fehlen ein Lead-Gitarrist und ein Drummer.

Die Sauterelles fangen noch einmal von vorne an

Bei einem Gastspiel in der Casa Bar im Niederdorf hatte Toni den Gitarristen Bruno Merz kennen gelernt. Er fragt ihn, ob er einen geeigneten Lead-Gitarristen kenne. «Nein, aber ich könnte bei euch Rhythmus spielen und du wirst Lead-Gitarrist.» Toni ist entsetzt: «Das kann ich doch nicht!» «Natürlich kannst du das, du musst nur wollen und viel üben!»

Toni lässt seine Haare wachsen und beginnt wie ein Wilder zu üben. Er arbeitet nachts zusammen mit Bassist Otto in der Sihlpost, schläft am Morgen und übt am Nachmittag. Die Haare reichen noch kaum über die Ohren und schon rufen ihnen die Arbeits-Kollegen «yeah-yeah» nach.

Bruno liefert die Harmonien und versucht die Texte aus den Platten herauszuhören, Vera übt ihren Gesang ein, Toni lernt die Solis, sucht für Otto die Bassläufe heraus und bringt sie diesem bei. Harte Knochenarbeit, aber: «That's Rock’n’Roll!»

Das Ganze nimmt langsam Formen an, aber noch fehlt ein Drummer. Dieser wird schliesslich in Jürg Stocker gefunden, einem Automechaniker, der über eine ausgezeichnete Kopfstimme verfügt. Die Sauterelles sind neu auferstanden, mit modernerem Repertoire und vielstimmigem Gesang.